Gesprengte Welten / LSD
Anna S. Thorvaldsdottir
Archora
Leo Dick
Hofmann in Death Valley ua
Olivier Messiaen
Et exspecto resurectionem mortuorum
Raphael Clamer & Johannes Werner, Sprecher
Titus Engel, Dirigent
Basel Sinfonietta
Konzerteinführung um 18.15 Uhr
Um den bedeutenden französischen Philosophen Michel Foucault ranken sich einige schräge Anekdoten. Legendär sein LSD-Trip im Death Valley in Kalifornien: An einem Wochenende im Jahr 1975 folgt er einer Einladung des Assistenzprofessors Simeon Wade. Seit einiger Zeit steht zweifelsfrei fest, dass das keine Legende ist. Mehr noch, dieser LSD-Trip hat das Leben und Denken Foucaults nachhaltig verändert.
In «Hofmann in Death Valley» greift der Schweizer Leo Dick diesen LSD-Trip auf. Warum Hofmann? Weil Albert Hofmann in Basel ab 1938 mit dem Stoff experimentierte und 1943 seine halluzinogene Wirkung entdeckte – bei einem legendären Selbstversuch. Er ging in die Geschichte ein als «Bicycle Day». Auf einem Velo nach Hause fahrend, in Begleitung seiner Assistentin, entlädt sich die volle Wirkung des Stoffes.
Die von Hofmann beschriebenen kaleidoskopartigen Farb- und Formspiele greift Dick musikalisch auf. Erweiterte Wahrnehmungen mit unerhörter Sprengkraft umkreisen auch Anna Thorvaldsdottir und Olivier Messiaen. Wenn die Isländerin komponiert, fertigt sie oftmals Zeichnungen an, um Klanglandschaften einzufangen, so in «Archora» von 2022. Der Titel meint die griechischen Begriffe für Ursein und Raum.
Es ist eine Urenergie, die Thorvaldsdottir vielgestaltig und vielfarben im Raum auffächert – schwebend und mysteriös. Eine synästhetische Wahrnehmung von Klang, Farbe und Rhythmus hatte auch Messiaen im Sinn. Der französische Grossmeister der Moderne unterzieht diese Elemente zugleich einem schier unerschöpflichen Wandlungsprozess. In «Et exspecto resurectionem mortuorum» von 1964/65 sind die gesprengten Welten wörtlich zu nehmen, denn: Das Werk gedenkt der Toten beider Weltkriege.