Das Erweiterungs­projekt
Stadt­casino Basel

Das Stadtcasino Basel brauchte mehr Platz. Dafür wurden diverse Möglichkeiten und Varianten untersucht. Herzog & de Meuron konzentrierten sich auf den Raum zwischen Stadtcasino Basel und Barfüsserkirche.

Dieser war bereits im Mittelalter mit Klosteranlagen verbaut, weshalb er vom kantonalen Denkmalpfleger für bauliche Veränderungen freigegeben wurde. In Analogie dazu haben die Architekten in ersten Studien kreuzgangartige Anbauten zwischen Barfüsserkirche und Stadtcasino Basel geprüft.

Ursprünglich war der Stehlinsche Musiksaal als souveräner Palazzo konzipiert. Sämtliche Versuche, Aufbauten anzudocken, wirkten daher wie eine Bastelarbeit. Wie die Zubauten von 1939 wurden die kirchenseitigen Anbauten als Rückseite wahrgenommen, minderwertig im Vergleich zur Schaufassade am Steinenberg.

Die Entkoppelung als Lösung

Herzog & de Meuron begriffen deshalb das Stadtcasino Basel als autonomen, freigespielten Baukörper. Die Erweiterung musste wie selbstverständlich aus dem Altbau herauswachsen. So war es wichtig, den Erweiterungsbau in der – zumindest für den flüchtigen Blick – gleichen, neobarocken Sprache zu gestalten. Als Modell dazu diente die bestehende Stehlinsche Rückfassade.

Mit der Entkoppelung vom Kopfbau entstand zwischen Steinenberg und Barfüsserplatz wieder eine direkte Verbindung in Form einer offenen Gasse, der Konzertgasse. Das Stadtcasino Basel orientiert sich damit neu sowohl zur ehemaligen Kulturmeile des Steinenbergs als auch zum Barfüsserplatz hin. Selbstbewusst steht es auf dem Platz und tritt neben der mächtigen Barfüsserkirche als gleichwertiger Baukörper in Erscheinung.

Die beiden denkmalgeschützten Säle wurden mit viel Sorgfalt in Absprache mit der Denkmalpflege renoviert. So wurde zum Beispiel der Musiksaal dem historischen Ursprung angeglichen; dazu gehörten Veränderungen wie die Farbgestaltung insgesamt, die Erneuerung des Bodens in Eichenparkett, eine auf dem historischen Vorbild abgestimmte Bestuhlung, die Beleuchtung und die natürliche Belichtung. Eine neue Orgel wurde in den historischen Prospekt installiert, sowie eine zeitgemässe automatisch verstellbare Bühne eingebaut.

Archäologische Ausgrabungen

Bei den rund zwölf Monate dauernden Rettungsgrabungen unterhalb des Musiksaals wurden Reste des südlichen und westlichen Flügels des Kreuzgangs und ein Teil des Kreuzgartens des Barfüsserklosters freigelegt. Dabei wurden über 260 Skelette – vom Säugling bis zu älteren Personen – gefunden. Nebst verschiedener Grabsteinfragmente und einer spanischen Goldmünze wurde auch ein 900 kg schweres und ca. 600 Jahre altes Taufbecken der Barfüsserkirche entdeckt. Es war in Zweitverwendung als Wassersammler im Kellerboden des 1844 errichteten Kaufhauses verbaut worden. Weiterführende Informationen unter: www.archaeologie.bs.ch

Ein Blick zurück

Die ersten Pläne für den Bau eines Basler Gesellschaftshauses wurden 1822 vom damals 22-jährigen Basler Architekten Melchior Berri ausgearbeitet. Die Vorgabe verlangte unter anderem «einen edlen, einfachen Stil». Man wollte einerseits keinesfalls einen Prunkbau, andererseits aber auch kein rein zweckmässiges Gebäude.

Zwei Jahre nach der Gründung der Stadtcasino-Gesellschaft im Jahre 1824 nahm das Stadtcasino seinen Betrieb auf.

1876 folgte mit dem Bau des Musiksaals die erste grosse Erweiterung und 1904/1905 wurde schliesslich der Hans Huber-Saal angebaut, beide entworfen durch Johan Jakob Stehlin d.J.

1938 wurde der «Berri-Bau» komplett abgerissen. Der heutige Kopfbau wurde durch das Architektenteam Willi Kehlstadt, Brodtbeck und Bohny, Bräuning, Leu, Dürig neu erbaut und Ende 1939 eingeweiht.

2007 hat die Basler Stimmbevölkerung das aus einem internationalen Architekturwettbewerb hervorgegangene Projekt der Architektin Zaha Hadid an der Urne abgelehnt.

Bis 2016 erlebte das Stadtcasino Basel zwei Renovationsphasen sowie einige Eingriffe wie das Zumauern der Fenster im Musiksaal (1964) oder 1971 den Einbau der neuen Orgel hinter dem alten Prospekt von 1905.

2020 wurde das erweiterte Stadtcasino Basel nach vier Jahren Umbauzeit feierlich wiedereröffnet.